von M. Budde, Westerwälder Zeitung – 28.10.2014
Hachenburg. Auf originalen Barockinsturmenten wurde Countertenor Philipp Mathmann bei seinem Konzert in der Abteikirche Marienstatt begleitet. Die Streicher Pia Grutschus, Alexander Seibert und Lea Strecker an den Violinen und an der Bratsche sowie Gerd Fischer-Baudys und Sophia Schleifer an Violoncello und Kontrabass stellten mit Vanessa Heinisch (Theorbe) und Basia Adamcyk (Cembalo) einen hervorragenden Klangkörper für Alte Musik dar. Bewegt lauschten die Zuschauer einem Cembalokonzert von Johann Sebastian Bach und einer barocken Sinfonia von Antonio Corelli. Höhepunkt des Konzertes war die Gegenüberstellung recht unterschiedlich gefärbter „Salve Regina“, von Giovanni Battista Pergolesi und Nicola Porpora.
Im Mittelpunkt des liturgischen Gesanges steht Maria als Fürsprecherin der bedrängten Menschheit. Frater Gregor Brandt betonte bei seiner Ansprache, dass die in Text und Musik ausgedrückte Sehnsucht und Hoffnung (spes nostra) die Sehnsucht nach Frieden sei – und Maria die Königin des Friedens. „Friede ist möglich und beginnt bei einem selbst“, führte er aus, „und große Dinge erreicht man durch kleine Schritte.“
Das gilt auch für die großartige Leistung der jungen Musiker. Bereits 2003 nahm Philipp Mathmann Gesangsunterricht. Nachdem 2006 seine Begabung als Sopranist entdeckt wurde, hat der Medizinstudent seine Stimme regelmäßig ausgebildet, und nach seinem Examen in Humanmedizin nimmt er weiterhin Unterricht neben seiner vielfältigen Konzerttätigkeit. Das zahlte sich auch in Marienstatt aus. Mit seiner reinen Sopranstimme füllte er den Kirchenraum und ergriff die Zuhörer – insbesondere mit dem Salve Regina von Giovanni Battista Pergolesi, das bei aller Traurigkeit mehr Strahlkraft hat als das melancholische von Nicola Porpora.
Außerdem führt es in die Höhen des Sopran, wo sich Mathmanns Falsettstimme kraftvoll entfalten konnte. Der Soprano und die Instrumentalisten loteten im Zusammenspiel alle Stimmungen des Werkes aus. Das Seufzen der „verbannten Kinder Evas“, das hoffnungsvoll fordernde „Eia ergo, wohlan denn“, das Vertrauen auf den Erlöser Jesus Christus und das süßlich Sehnsuchtsvolle im letzten Satz des „O clemens“. Beeindruckender kann ein Konzert kaum enden. Eine passende Zugabe zu finden, ist da schwierig. Im minuntenlangen Tosen des Applauses berieten sich die Musiker und spielten die letzten beiden Sätze des Pergolesistückes noch einmal. Der Beifall schien kein Ende zu nehmen.