Lippstadt – Marienverehrung in der Marienkirche: „Salve Regina – Barocke Schätze der Meister Neapels“ lautete der Titel eine kammermusikalisch erlesenen Vespermusik. Im Mittelpunkt stand die kompositorisch interessante Gegenüberstellung zweier italienischer Vertonungen aus dem 18. Jahrhundert. Obwohl es sich bei Nocola Porpora und Giovanni Battista Pergolesi um Zeitgenossen handelt, erklangen die beiden thematischen Antiphon-Vertonungen des „Salve Reginas“ doch in recht unterschiedlichem Gewand.

Das begann zunächst durchaus eindrucksvoll mit Porporas F-Dur Version, eigentlich einer eher typischen Gebrauchsmusik jener Zeit. Die markanten Sopranpartien stellten für den jungen Countertenor Philipp Mathmann eine überaus dankbare interpretatorische Aufgabe dar. In einer gelungenen Mischung aus teils subtil-sentimentaler und teils resolut-leidenschaftlicher Deklamation gehörten die glasklaren Koloraturen und die wirkungsvollen Kadenzen zu den stimmlichen Höhepunkten.

Noch eindrucksvoller stellte sich die Pergolesi-Fassung dar. Vom forschen „Eia ergo“ bis hin zum innigen Schluss „O clemes“ spannte Philipp Mathmann einen spannungsgeladenen Bogen, gab sich souverän selbst in hohen Stimmlagen, die das Kirchenschiff füllten. Das hatte Substanz, das gefiel dem Publikum.

Für die instrumentale Begleitung, sowie die lupenreine Interpretation weiterer Barocker Musikschätze aus Neapel stand das auf historischen Instrumenten musizierende Frankfurter Horus-Ensemble zur Verfügung.

Im Lippstädter Konzert fanden sich Basma Abdel-Rahim und Mechthild Blaumer (Braockviolinen), Ludwig Hampe (Barockviola) und Kaamel Salah-Eldin (Barockvioloncello) zu einem harmonisch spielenden Streichquartett zusammen, das von Andreas Küppers an der Truhenorgel komplettiert wurde. Hinzu gesellte sich Vanessa Heinisch mit ihrer auffälligen Theorbe, die als historisches Instrument zur Familie der Lauten gehört.

Homogener Streicherklang präsentierte sich bereits im f-Moll-Concerto von Alessandro Scarlatti. Wohl dosierte Tempi und Tonstärken sowie fein nuancierte Klangabstufungen bildeten die musikalischen Erfolgsgaranten – so auch in der Trio-Sonate g-Moll von Nicola Matteis. Auch die teils tänzerisch gestalteten Sätze der e-Moll-Sonate von Michele Mascitti fanden in der virtuosen gestalteten Deutung den Geschmack des Publikums.

-L. Brode – Tageszeitung “Der Patriot”  – 04.11.2014